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Foto: ©TAD

Theater Arbeit Duisburg in Koproduktion mit Theorie und Praxis e. V., zweite liga für kunst und kultur (Graz, A), Juliana Atuesta (Bogotá, CO / Arnheim, NL), Harald Schulte (Mülheim a.d. Ruhr) u.a.

Heiner Müller Trilogie / Teil 3

„UND KEINER WILL DER KAPITALIST SEIN ...“    –

WÄHREND VOR IHM SICH DIE ZUKUNFT STAUT



nach Heiner Müller

Ein theatraler Essay über die Gegenwart, ein Katalog der Momente, die auf Bühnen an diesem Tag im Januar 2011 passiert sein werden. Dieser Tag wird der letzte gewesen sein, an dem sie möglich waren, weil danach die Zukunft begonnen hat. Sie wird furchtbar sein, und wenn wir diesen Tag im Januar 2011 verstehen, werden wir auch verstehen, warum.
Bühnen wurden in dieser Zeit für Firmenfeiern, Vorträge vor der UN-Hauptversammlung, religiöse Rituale, Kunst, Verkaufsshows oder wissenschaftliche Symposien verwendet. Die Zuschauer verhielten sich ruhig.Die Kreativen warteten auf den richtigen Moment. Sie wussten zwar nicht genau, was passieren würde, aber wussten, dass sie ein Problem bekommen würden, wenn sie nicht bald anfangen würden, ernst zu machen. Sie waren auf einer Bühne.
Sie dachten immer wieder mal kurz daran, Selbstmord zu begehen. Aber sie hatten Kinder, die noch zu klein waren, um das zu verstehen. Sie wollten aber, dass man sie verstand, deshalb war Selbstmord keine Option. Es musste, wenn die Show vorbei war, immer jemand da sein, der den Kindern oder den Eltern Fragen beantwortete, wenn sie etwas nicht verstanden hatten. Dazu gab es kalte Getränke.
Sie transportierten ihre Gefühle und die großen Themen dieser Zeit. Dementsprechend hatten sie sich, bevor sie auf die Bühne gekommen waren, von ihrem Privatleben getrennt. Sie wollten Klarheit schaffen und Waffen tragen.
Sie waren Kollegen, und sie kannten sich schon ziemlich lange. Trotzdem schufen sie immer wieder Situationen, in denen sie nach einer Show übereinander herfallen wollten, sich ausziehen und die ganze Nacht vögeln würden, und dann aus dem Fenster schauen und einen Demonstrationszug sehen, der sich langsam und unaufhaltsam in Richtung Regierungsgebäude bewegte, um die Ordnung zu stürzen, und dann Kaffee trinken und nochmal vögeln, aber langsamer und mit mehr Tiefe.
Sie wollten solche Situationen auch zwischen sich und den Zuschauerinnen und den Zuschauern schaffen.

Von und mit: Juliana Atuesta, Vera Hagemann, Barbara Kramer, Christina Lederhaas, Johannes Schrettle, Stefan Schroer, Harald Schulte, André Scioblowski, Annika Weitershagen

Theater Arbeit Duisburg in Kooperation mit Fabrik Heeder / Kulturbüro Krefeld und XOX-Theater Kleve

Aufführungen (jew. 20 Uhr):
Premiere 13.01.2011   Lokal Harmonie, Duisburg; 14.01.2011   XOX-Theater, Kleve; 15.01.2011   Ringlokschuppen, Mülheim a.d. Ruhr; 16.01.2010   Fabrik Heeder, Krefeld; 22.01.2011   Forum Stadtpark, Graz

Eintritt: 10,- € / erm. 5,- €

Lokal Harmonie, Harmoniestraße 41, Duisburg (Ruhrort)



Theorie und Praxis e.V., TAD
Seminar
21. Jan. 2011, 15 Uhr

Während vor ihm sich die Zukunft staut

    „Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand“ (Karl Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie).
    Es genügt, sich auf den Standpunkt der Reproduktion zu begeben. (Louis Althusser: Ideologie und Ideologische Staatsapparate)


Stand bisher die Vermessung des Abgrunds, der vergangene Zukunftsentwürfe von einer Gegenwart, die diese Entwürfe nicht einlöste, trennt, im Vordergrund, wollen wir uns nun theoretisch noch weiter, also ohne die Position historischer Distanz einzunehmen, mit dieser Gegenwart einlassen. Sie zu kennzeichnen dient uns die Heiner Müller entlehnte Metapher des ‚Zukunftstaus’. Nacheinander wollen wir uns epistemisch-theoretischen und historisch-politischen Gehalten eines solchen Staus widmen:
Einerseits schwand in den letzten Jahrzehnten der Glaube, geschichtliche wie ökonomische Entwicklungen seien prognostizierbar, zuletzt auch bei betriebswirtschaftlichen Modellbauern. Dieser metabanalen Unvorhersehbarkeit der Zukunft korrespondiert allerdings keine Erweiterung von Denkmöglichkeiten. Die zuweilen schockartig erfahrene Evidenz, es könne alles auch ganz anders kommen, das Schicksal der DDR nach der Dresdner Bank auch Euro und FDP ereilen, lässt unsere Gegenwart zwar fragil, bedroht und unhaltbar erscheinen. Sie bleibt dabei aber anscheinend oder scheinbar ‚ausweglos’.

Ausführliche Ankündigung mit Seminarablauf

Textgrundlage:
– die aktuell abschließenden Veröffentlichungen der Ruhr.2010 GmbH
   www.ruhr2010.de
– Europäische Kommission: Study on the contribution of culture to local and regional development. Kent (UK) 2010. Download der deutschen Zusammenfassung hier im PDF-Format. Im Netz unter: http://ec.europa.eu/culture/key-documents/doc2942_en.htm
– Unsichtbares Komitee : Der kommende Aufstand. Hamburg: 2010 (auch im Netz unter: http://media.de.indymedia.org/media/2010/07//286489.pdf)
– Dietmar Dath: Maschinenwinter: Wissen, Technik, Sozialismus. Frankfurt/M.: 2008
– Slavoj Zizek: Auf verlorenem Posten. Frankfurt/M.: 2009. S.91 - 103
– Heiner Müller: Der glücklose Engel (1958).

Eintritt: frei

Lokal Harmonie, Harmoniestraße 41, Duisburg (Ruhrort)