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©Annette Jonak
Lokal Harmonie Bosporus Das Lokal Harmonie wurde für das Projekt ‚Zum Beispiel Ruhrort:...’ 2008 unter dem Namen HENNES-Lokal im Duisburger Hafenstadtteil Ruhrort im Rahmen der 31. Duisburger Akzente gegründet. Seitdem hat sich die ehemalige Eisenwarenhandlung HENNES als außergewöhnlicher Arbeits- und Veranstaltungsort, u.a. von Theater Arbeit Duisburg und Theorie und Praxis e.V., in Duisburg etabliert. ©TAD Für die 32. Duisburger Akzente hat sich das Lokal Harmonie vom 2. bis 10. Mai 2009 in einen Ausstellungsraum und eine Werkstatt verwandelt. Die ausgestellten Foto- und Videoarbeiten haben die gleichzeitige Evidenz und Fragwürdigkeit erkennbar gemacht, mit der kulturelle Identitäten und geographische Räume überblendet werden. Die kulturelle Chiffre ‚Bosporus’ wurde als geschichtlich-geographischer Begriff sowie als notwendig psychotische Abgrenzung zwischen (vereinnahmten) Eigenem und (abgewehrtem) Fremden erforscht.
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Photografie & Video Annette Jonak, Frederic Lezmi, Ute Klein 2. Mai bis 10. Mai Vernissage am 2. Mai, dann täglich ab 18 h. Annette Jonak
‚Der eine prangert den Papst an, der andere erzählt Geschichten von einem Jesus-Doppelgänger. Ich wollte eigentlich über Altendorf diskutieren.’ Die Arbeit verhandelt fotografisch sich durch Minarett und Kuppel als Moscheen ausweisende Gebäude in ihrem Bezug zur städtischen Peripherie in Nordrhein Westfalen und beschäftigt sich in einer textlichen Recherche mit dem Aufruhr, den die Errichtung dieser Gebäude hervor zu rufen scheint. Circa 5500 Textbeiträge umfasst ein einziger Blog innerhalb des Forums Der Westen zu dem geplanten Umzug und Neubau einer Moschee in Essen. Höchst engagiert, sehr aggressiv, emotional bis verzweifelt wird das ‚Tor der Kulturen’, das anscheinend durch einen simplen Bauzaun zur Bedrohung oder Offenbarung wird, auf und zu geschoben. Die Heftigkeit kultureller Abwehr - und Vereinnahmungsfantasien steht dabei nur wenig im Verhältnis zu dem Ausmaß des jeweiligen städtebaulichen Eingriffs oder dem symbolischen Stellenwert der meist an den Stadträndern gelegenen Orte. 10 Fotografien aus der Serie „Cami“, 1500 Seiten Textblog,
11 gerahmte Texte, 1 Polaroid, Postkarten Eintritt frei Frederic Lezmi
Auf der Suche nach der Grenze zwischen Europa und dem OrientVon Wien bis Beirut Von August bis Dezember 2008 war Frederic Lezmi zwischen Wien und Beirut unterwegs.
Er fand Menschen in verschiedenen Lebenswelten, in und vor realer, alter und neuer, defekter und
gepflegter, öffentlicher und privater Architektur. In seinen Aufnahmen tauchen sie auf als Passanten
und Wartende, als Subjekte und Objekte des Blicks, die in ihrem urbanen oder ländlichen Umfeld sich
am Fotografen vorbeibewegen oder mit der Kamera konfrontiert werden. Die Bilder Frederic Lezmis sind als ambivalente Kompositionen jenseits der
gängigen Klischees angelegt. Sie überschreiten den festen Aussagewert architektonischer
Monumente, historischer Lokalitäten und realer Grenzmarkierungen. Im Sinne einer regional
unterschiedlichen, aber immer stärker zusammenwachsenden Globalität überlagern
und durchdringen sich in Ihnen Morgen- und Abendland. Eintritt frei ©Frederic Lezmi Ute Klein Randevu 11 Uhr, kafeterya „Ich habe ganz vergessen zu fragen: wie lange leben Sie eigentlich bereits nicht mehr in Deutschland?“ „Seit 3 Jahren.“
Ute Klein reinszenierte für ihre Arbeit „Randevu 11 Uhr, cafeterya“ von ihr geführte Rechercheinterviews mit Deutschen in Istanbul. In Frage gestellt werden dabei Themen der Migration und damit einhergehend der Identität, der kulturellen Wiedererkennung und Integration als Fremder im Gastland. „...Es ist eben das Zeitalter der Mobilität, der Globalisierung und des Toursimus. Migration ist eine Form moderner Existenz geworden.“ Eintritt frei ©Ute Klein Performance
Harmonie-Reformclub 3. Mai, 20 h Gegen Abend im Harmonie-Reformclub Im Stadium der Melancholie erlauben sich die Mitglieder des Harmonie-Reformclubs – Martin Kloepfer, Gernot Schroer und Klaus Steffen – laut über jenen Ort nachzudenken, der eines der Tore bedeutete zu einer nun fast dahingegangenen anderen Welt. Imaginär wie auch real ist die glor- wie schreckensreiche Vergangenheit des Weißen Mannes auf diesem Terrain noch nicht ausgeträumt und an ihr Ende geführt. Ungebrochen lassen wir uns nicht mehr auf dich ein, Bosporus, Meilenstein auf dem Weg in den Orient, dennoch lassen uns deine Verheißungen nicht los. Eine satirische Performance über eurozentrische Denkmuster unserer Gegenwart. Harmonie-Reformclub; Fotos: ©Annette Jonak Kurzfilme aus Istanbul
5. Mai, 20 h Ein kurzer Blick Kurzfilme junger Filmemacher aus Istanbul Preisgekrönte Kurzfilme junger Filmemacher vom Bosporus, ausgewählt von Övünc Güvenisik. Was die Filme verbindet, ist nicht nur die Liebe zu Istanbul, es ist auch der kritische Blick auf die heutige Türkei. Sie erzählen düstere, amüsante und traurige Geschichten rund um den Alltag und das Leben in ihrem Land. Dabei wagen sie unter anderem einen Blick auf die Rolle der Frau, das Arbeiterleben, und sie begeben sich auch jenseits der Landesgrenzen. Denn Film ist global.... Eintritt: 5 EUR / 3 EUR erm. Performance 6. Mai, 20 h Wein, Weib und Waffenschmuggel Das illustre Leben und Wirken des Paolo Paolitos im Blauen Haus / Nordzypern Der Bosporus zog bekanntlich 1974 um. Seit türkische Truppen den Nordteil Zyperns besetzten, befindet sich die Grenze zwischen christlichem Abendland und dem Orient auf der Insel im Mittelmeer. Bis zum April 2008 war diese Grenze dicht. Paolo Paolitos (das ist nur einer seiner vielen Namen),
Jurist und persönlicher Berater hochrangiger Politiker, veranstaltete in seinem
architektonisch einzigartigen Haus (Mavi Köst - Blaues Haus, jetzt gelegen in
türkischem Militärgebiet) hoch über der nordwestlichen Küste Zyperns nicht nur
rauschende Parties, sondern betrieb angeblich vor allem regen Waffenschmuggel. Die Performance von Stella Cristofolini und Stefano Kollibay spielt mit Mythen und Wahrheiten rund um die schillernde Person Paolo Paolitos` - was offenbart sich in Mavi Köst? Werden alte Weggefährten reden? Eintritt 5 EUR / 3 EUR erm. Wein, Weib und Waffenschmuggel;v.l. Stefano Kollibay, Stella Christofolini; Foto:©Annette Jonak
Psycho-historische Reise 7. Mai, 20 h Basileos Porphyrogenetos: Rückführung Byzanz ist Konstantinopel Istanbul. Eine psycho-historische Reise
zum weißen Fleck des westeuropäischen Unbewussten. Die verdrängten Wurzeln der europäischen Ost-West-Spaltung und die überraschende Tatsache des ununterbrochenen Fortbestands antiker Befindlichkeiten bis in die Moderne versuchen Klaus Steffen und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter von Theorie und Praxis e.V. freizulegen. Unter Ikonen und Weihrauchdampf entsteht vor den inneren Augen von hierfür speziell ausgewählten und erwiesen* medial Begabten ein fremdes und orientalisches Europa. Eine Rückführung in spätantike und frühmittelalterliche, kontaktbereite Wesenheiten wird angestrebt. *zertifizierte mediale und spirituelle Begabung nach ISO 841 Eintritt 5 EUR / 3 EUR erm. Basileos Porphyrogenetos: Rückführung; v.l. Klaus Steffen, Thomas Warnecke; Foto: ©TAD
Szenisch-musikalische Lesung8. Mai, 20 h Aras Ören: Eine verspätete Abrechnungmit Patrick John Dollas, begleitet von Hayrettin Günes und Mehmet Gilgin. Eine Produktion in Zusammenarbeit mit der alevitischen Kulturgemeinde Oberhausen. Eine deutsch-türkische Begegnung. Man trifft sich nach vielen Jahren wieder. Unerwartet. Mitten auf der Straße. Mitten im Leben - in einem anderen Leben? Eine Geschichte, die in Istanbul beginnt und nicht in Berlin, in Köln oder in Oberhausen, sondern in der inneren Suche nach Heimat, nach Zugehörigkeit, nach kultureller Identität endet. Eintritt 5 EUR / 2,50 EUR erm.Aras Ören: Eine verspätete Abrechnung;
am Tisch v. l. n.r. Hayrettin Günes, Patrick John Dollas, Mehmet Gilgin; Foto ©TAD
Butoh-Tanz09. Mai, 20 h. Omoide no hon – Das Buch der ErinnerungenDer Butoh-Tanz hat keine eine Quelle, sondern mindestens zwei: in der europäischen Moderne und in der asiatischen Tradition. "Omoide no hon" thematisiert die Erinnerungen und Eindrücke von durch Krieg und Verfolgung traumatisierten Völkergruppen. In seinem Solo-Tanz wird Harald Schulte erstmalig von dem Schlagzeuger Marcel Settner begleitet. Die Grundlage der Musik bildet ein Soundtrack aus Werken von Merzbow, Biosphere und Tsunoada. Eintritt 5 EUR / 3 EUR erm.Lesung 10. Mai, 20 h „Und keiner will der Kapitalist sein ...“ – Lenin. Was tun„Wo das alles hinführen soll? Keine Ahnung. Vielleicht wird es besser, vielleicht kommt aber auch der 3. Weltkrieg.“ (F. Karem) – „Neuwagen gefragt wie nie, Interesse an Zweirädern stabil, Küchen- und Schlafzimmermöbel legen zu.“ (CreditPlus Bank AG) – „Alle unsere Losungen bleiben dieselben.“ (W.I. Lenin) ‚Kapitalismus am Ende?’ – so fragt neuerdings auch die bürgerliche Presse in ihren Feuilletons. Derweil in den Wirtschaftsteilen die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise bereits als Durchgangsstadium in eine neue Boom-Phase des Kapitals begriffen wird. Welche Bank, welches Unternehmen, welche Nationalökonomie wird ‚gestärkt’ aus ihr hervorgehen? Systemalternativen werden politisch nicht wirklich diskutiert. Die erste Gewinnerin der Krise des Neoliberalimus ist die neoliberale FDP. Warum? Und was war anders, als dies mal anders war? Z.B. 1917 in Russland. „Die Frage lautet nicht: Was hat Lenin gemeint, und was hat er uns heute zu sagen? Sie lautet genau andersherum: Wie erscheint uns die gegenwärtige Gesellschaft aus einer leninistischen Perspektive?“ (S. Zizek) Ein Prolog zur Trilogie „Und keiner will der Kapitalist sein ...“ von Theater Arbeit Duisburg und Theorie und Praxis e.V. Eintritt 5 EUR / 3 EUR erm.Foto: ©TAD
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